Rezension „Solidarische Räume & kooperative Perspektiven – Praxis und Theorie in Lateinamerika und Europa“

„Wir brauchen uns erst gar nicht einen geradlinigen Weg vorzustellen, den gibt es schlicht nicht“ beschreiben argentinische AktivistInnen eines selbstverwalteten Kulturzentrums ihre politische Praxis und treffen damit auch eine Hauptaussage des Sammelbands „Solidarische Räume & kooperative Perspektiven – Praxis und Theorie in Lateinamerika und Europa“.

Hervorgegangen aus einer Konferenz in Tübingen im Jahr 2009 versammelt das Buch über 30 zumeist jüngere lateinamerikanische und europäische AutorInnen, die in kurzen Beiträgen solidarisch-kooperative Projekte vor- sowie kritisch-wissenschaftliche und wissenschaftskritische Überlegungen anstellen. Neben der Darstellung solidarischer Ökonomien im weitesten Sinn – Gerechter Handel, Bildungskooperativen, Wohn- und Kulturprojekte, Gemeinschaftsgärten- und Food Coop-Inititativen - liegt dabei ein Schwerpunkt auf Kooperationserfahrungen zwischen deutschen und lateinamerikanischen Initiativen sowohl im Bereich universitär-wissenschaftlicher Zusammenarbeit, im Jugendaustausch als auch in solidarischer Unterstützungsarbeit. Ein weiterer Schwerpunkt ergibt sich aus der wissenschaftlichen Herkunft der meisten AutorInnen, der Geographie. Hierbei wird deren kolonialer Geschichte nachgegangen und nach Möglichkeiten einer kritischen Geographie gefragt, und unter anderem Mapping als Kartierung des „vivir bien“, des guten Lebens, als ein Ansatz beschrieben. Ergänzt wird das ganze durch Überlegungen zu den Prinzipien Konkurrenz und Kooperation, Solidarität sowie Post-Development-Ansätzen in der Entwicklungspolitik – und durch die schönen Fotografien von Projekten in Europa und Lateinamerika.

Die Kürze der einzelnen Beiträge ist sowohl Stärke wie auch Schwäche des Buches: Ein Teil der Beiträge bleibt oberflächlich, reißt bekanntes an, ohne neues zu bieten, oder tut sich schwer, komplexere wissenschaftliche Überlegungen allgemeinverständlicher darzustellen. Gleichzeitig kommt durch die Vielzahl der Beiträge aber auch eine Vielfalt verschiedener Aspekte zusammen, die Interesse weckt. Leider wird diese Vielfalt durch den gemeinsamen akademischen Hintergrund vieler AutorInnen, sowie die Darstellung meist recht junger Projekte, die zum Teil nicht über absichtshafte Selbstdarstellungen hinauskommen, etwas eingeschränkt – interessant wäre es gewesen, über die Praxis bereits jahrzehntelang bestehender solidarisch-kooperativer Strukturen, die im Buch nur kurz erwähnt sind, mehr zu erfahren.

kollektiv orangotango (Hrsg.): „Solidarische Räume & kooperative Perspektiven – Praxis und Theorie in Lateinamerika und Europa“, AG SPAK, Neu-Ulm, 2010.
http://orangotango.info/

Rezension von Marc Amann, Juli 2011

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